Das eigentliche Ziel von Bildung

Das eigentliche Ziel von Bildung

Warum tut man sich das eigentlich an – so viel Kraft und Energie ins Lernen zu stecken, oder auch ins Lehren? So fragen sich sicherlich nicht nur hier Studierende oder Kursteilnehmer und auch die, die unterrichten.

Dass ein Abschluss oder die Teilnahme an einer Weiterbildung das Gehalt erhöht, ist selten der Fall. Dass die Verantwortung, in der „man“ oder „frau“ sich wiederfindet größer wird, schon häufiger. Dass ein Seminar ausgezeichnete Inhalte hat und inspirierende Begegnungen am Rande stattfinden, das hoffen wir. Dass in jedem Kurs wichtiges Handwerkszeug und theoretische Grundlagen erarbeitet werden, davon gehen wir aus. Aber letztlich wofür?

Was ist das eigentliche Ziel?

Ich las von einem Brief, den ein alter Schulleiter an neu eingestellte Lehrer geschrieben hat: Darin heißt es sinngemäß:

„Lieber unterrichtender Kollege – liebe unterrichtende Kollegin.
Ich bin ein Überlebender eines Konzentrationslagers. Was meine Augen gesehen haben, sollte niemand sehen müssen. Gaskammern gebaut von exzellent ausgebildeten Ingenieuren, Kinder, die von staatlich geprüften Fachärzten vergiftet wurden, Neugeborene, die von erfahrenden Krankenschwestern ermordet wurden, studierte junge Leute, die sich zu schändlichsten Taten herabgelassen haben.
Ausbildung und Studium betrachte ich argwöhnisch. Mein Anliegen ist: Lehre Deine Schüler, Mensch zu sein und zu werden und zu lieben. …“
 

Auch Reinhard Mey wird es unheimlich, als er einen von äußerst klugen Köpfen entwickelten Bolzen in der Hand hält, der an der innerdeutschen Grenze montiert war und unzähligen Menschen zum Verhängnis wurde:

Der fremde Mann aus dem Osten gab mir diesen fingerlangen Gewindestab aus grau beschlag'nem Chrom-Nickelstahl. „Dieser Bolzen hier“, sagte er, „war einmal Verschraubung an dem Zaun aus Streckmetall, der hinter der Grenze fast überall als letzte unnehmbare Hürde galt. […]*
 
Und ich fragte mich, hinter welcher Stirn,
In welchem bösen, kranken Hirn
wohl dies teuflische Patent entstand.
Und wer gab den Auftrag, daß man es erfand?
Wer hat es gezeichnet, und wer war der Schmied?
Wer war in der Kette das letzte Glied?
Wer hat es geprüft und wer hat es verschraubt,
Hat er sich drum geschämt, hat er daran geglaubt?
War es Menschenverachtung ohne Hehl?
Und wer hat still gehorcht und wer gab den Befehl?
 

Und wir selber? Wenn wir ehrlich sind, erkennen wir auch im eigenen Leben Anflüge oder Versuchungen von Besserwisserei oder Machteinsatz? Wem dienen wir ganz persönlich?

Wozu das Gelernte dient, entscheidet sich am Charakter. Oder anders ausgedrückt: Nur wenn gute Werte gelebt werden und die Entscheidung getroffen wird, eigenes Können und Wissen in den Dienst für das Leben, für Menschen, für Gott zu stellen, DANN erreicht Bildung ihr eigentliches Ziel.

Und genau das ist unser Ziel mit allem Lehren und Lernen hier an der AWM.

Regina Waschko
(D.Min., Columbia International University) Nicht nur als Krankenschwester begleitete Regina Waschko Menschen, sondern auch nach ihrer theologischen Ausbildung in einer Gemeinde. Danach war sie für mehr als ...
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Den gesamten Liedtext finden Sie hier.

01.03.2019