Sicher in der Cloud

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Richtet euren Sinn auf das, was oben ist, nicht auf das Irdische! Denn ihr seid gestorben und euer Leben ist mit Christus verborgen in Gott. Kolosser 3,2-3

Am 10. März 2021 brannten am Rheinufer in Straßburg dutzende Schiffscontainer lichterloh. Das Feuer schien zunächst nicht besonders dramatisch – niemand wurde verletzt. Doch die damit verbundene Katastrophe kam bereits ans Licht, als noch die letzten Brandherde gelöscht wurden: Der teilweise zerstörte Containerpark beherbergte eines der größten Datenzentren für „Cloud-Hosting“ (Online-Speicherplatz) Europas. Millionen von Webseiten und E-Mail-Dienste waren zwischenzeitlich nicht erreichbar. Ein Teil der Daten, von dem es keine weiteren Sicherungen gab, blieb unwiderruflich verloren.

Ich habe ein inneres Bild meines Lebensweges: Positive und negative Erfahrungen, Begegnungen, angeeignetes Wissen und Fertigkeiten formen mich nach und nach. Ich erinnere mich, „also bin ich“. Und hoffentlich bin ich morgen etwas weiter auf diesem Weg als heute, mein Wissensschatz wächst, mein Profil wird schärfer, Gottes prägendes Handeln hinterlässt bei mir Spuren.

Aber was passiert, wenn ich verlerne, vergesse oder starrsinnig werde – und das nicht nur während eines kurzen Aussetzers? Vielleicht entwickle ich mich zurück, durch Lebensentscheidungen, durch einen Unfall oder mit fortschreitendem Alter. Ist dann ein Teil von mir unwiderruflich verloren, in Rauch aufgegangen?

Die Verse aus dem Kolosserbrief richten unseren Blick neu aus – auf eine Cloud, der Feuer und andere Gefahren nichts anhaben können. Damit ist keine Weltflucht ins Wolkenkuckucksheim gemeint, sondern die bewusste Vergewisserung, dass unsere Identität in Jesus Christus begründet ist. Was er in uns sieht, zählt; was er in uns schafft, hält. Das macht nicht passiv: ganz im Gegenteil. Auf diesem sicheren Grund können wir weiter lernen, entdecken, verändert werden. Ohne Furcht, uns irgendwann wieder zu verlieren.

Das macht auch gemeinsames Arbeiten und Studieren an der AWM so wertvoll. Verankert in Gottes Wesen und seinem Wirken in dieser Welt entfaltet Erlerntes und Erlebtes eine verändernde Kraft: Es legt mehr von dem frei, was Gott in uns angelegt hat. Die Vielfalt der Lebensgeschichten und geistlichen Prägungen im Team der AWM und unter den Studierenden fordern mich immer mal wieder heraus, einen anderen Standpunkt einzunehmen. Gerade dann wird beim Lernen, Arbeiten und Beten die gemeinsame Mitte wichtig. Wir sind zusammen darauf angewiesen, den „Sinn auf das zu richten, was oben ist“, auf Christus. Er denkt an uns, also sind wir – sicher in der Cloud.

Daniel Böhm
Daniel Böhm verantwortet seit Oktober 2020 den Bereich Öffentlichkeitsarbeit an der AWM. Zuvor arbeitete er als Grafikdesigner in einer mittelständischen Werbeagentur und lebte mit seiner Familie als Missio ...
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Bildnachweis: Sendi Gibran, Ian Battaglia / Unsplash

01.10.2021