Meine Piratengeschichte?

Meine Piratengeschichte?

Mein Neffe hat ein Buch geschrieben. Das ist schon an sich eine wirklich große Sache. Besonders bemerkenswert ist aber: Er war, als er es schrieb, erst 4 Jahre alt! Er liebt Piratengeschichten. Also hatte er den Wunsch, seine eigene zu schreiben – und hat es einfach gemacht. Illustriert hat er sie dann auch gleich noch selbst.

Ja, es ist mein Neffe, und ich liebe ihn und finde alles toll, was er macht! Aber ich denke auch, dass er tatsächlich eine gute Geschichte geschrieben hat. Er hat Talent dafür, sich Dinge auszudenken, und er hat ein Talent für Sprache. Das Entscheidende ist aber: Er hat sein Talent eingesetzt und hat es angepackt, seinen Wunsch zu verwirklichen. Darin ist er mir ein Vorbild! Er hätte sich auch denken können: „Dafür bin ich doch noch viel zu klein!“ oder „Andere können das viel besser als ich!“ oder „Das mache ich, wenn ich selbst schreiben und besser malen kann und außerdem mehr Zeit habe als jetzt, wo ich jeden Tag in den Kindergarten und nachmittags mit meiner kleinen Schwester spielen muss!“

Wie oft schiebe ich Dinge auf, die ich eigentlich gerne tun würde? Und das nur, weil ich denke, jetzt sei (noch) nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Was würde ich dafür geben, die Zeit zurückdrehen zu können, um mit meinem Arabischkurs nach Syrien zu fahren. Damals schien mir der Zeitpunkt unpassend – heute ist eine solche Reise nicht mehr möglich. Wie oft traue ich mir Dinge nicht zu, weil ich denke, andere seien besser darin? Ich weiß nicht, wie viele Chancen ich dadurch schon vertan habe, die anderen oder mir zum Segen hätten werden können.

Jesus sagt zu dem, der die ihm anvertrauten Talente eingesetzt hat: „Recht so, du guter und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude!“ (Matthäus 25,21). Gott hat uns Talente geschenkt. Und er hat Träume und Wünsche in uns hinein gelegt. Wir sollten sie einsetzen, nutzen, verwirklichen, denn wir haben sie nicht umsonst erhalten! Wir müssen es nicht alleine schaffen. Wir haben Menschen um uns herum, die wir miteinbeziehen können. Mein Neffe hat seine Mama zur Hilfe geholt. Sie musste tippen, was er gesagt hat.

An der AWM wollen wir den Studierenden und Seminarteilnehmern und -teilnehmerinnen eine Hilfe sein, ihre Talente zu erkennen und die Wünsche und Träume, die Gott in sie hinein gelegt hat, zu verwirklichen. Wir wollen sie darüber hinaus aber auch an die viel größere Hilfe erinnern: „Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat“ (Psalm 121,2). 

Gemeinsam gehen wir gerne der Frage auf den Grund: Was ist meine Piratengeschichte?

01.02.2018