Ludwig-Krapf-Preis 2015
Die Schweizerin Elisabeth Buser ist Trägerin des Ludwig-Krapf-Preises 2015, der vom Förderverein der Akademie für Weltmission (AWM) Korntal vergeben wird. Die Absolventin der Ausbildung zur Integrationsbegleiterin wurde für ihr Engagement unter Flüchtlingsfrauen in ihrem Heimatort Winterthur-Hegi geehrt. Besondere Anerkennung bei der Jury fand ihr langjähriges „hoch kreatives und gleichzeitig bodenständiges“ ehrenamtliches Engagement, um Frauen aus fremden Kulturen das Einleben in der Schweiz zu erleichtern. Zu diesem Zweck rief Elisabeth Buser eigens einen Jodelchor mit Flüchtlingsfrauen ins Leben.
Die 56-jährige Elisabeth Buser hat 2015 ihre Ausbildung als Integrationsbegleiterin an der AWM abgeschlossen. Im Engagement für Menschen, die Zuflucht in der Schweiz suchen, ist sie jedoch bereits schon seit 1999. Zunächst gestaltete sie im Dachgeschoss ihres Hauses ein Angebot für Kinder des örtlichen Asylheims. Als sie deren Mütter kennen lernte, wurde ihr klar, dass sich diese Frauen eine Gesprächspartnerin wünschten, der sie von ihren Ängsten in der neuen Kultur und von ihren Befürchtungen angesichts einer unsicheren Zukunft erzählen konnten. Aus diesen Anfängen entstand ein Handarbeitsprojekt für Frauen aus Syrien, Eritrea und dem Balkan im Hause Buser.
Eine Begegnung mit einer Kongolesin führte 2009 schließlich zu einer ausgefallenen Integrationsidee: eine Jodelgruppe mit Migrantinnen. Die Frau aus Afrika hatte einen Jodelkurs besucht, fühlte sich in einem Traditionsverein jedoch nicht wohl. Elisabeth Buser entschloss sich, dass Hobby zu teilen und lernte auf diese Weise als Schweizerin das Jodeln von einer Afrikanerin. Aus diesen Anfängen hat sich das Jodelquartett „Nyota“ gebildet. Das Wort kommt aus der afrikanischen Sprache Suaheli und bedeutet „Stern“. Die Frauen treten mittlerweile bei Frauenfrühstücken, interkulturellen Festen, Hochzeiten und Gottesdiensten auf. „Jodeln hilft Grenzen überwinden“, sagt die sechsfache Mutter Elisabeth Buser, „Singen befreit die Seele und hellt düstere Stimmungen auf.“ Viele Schweizer seien Ausländern gegenüber kritisch eingestellt, so Buser. Umso überraschter und oft auch bewegter fielen die Reaktionen aus, wenn sie Afrikanerinnen erlebten, die sich aus Freude am Singen mit der Schweizer Urtradition identifizierten.
Von links: Susanne Smyrek (AWM-Förderverein, Finanzleitung), Elisabeth Buser, Frank Bossert (AWM-Förderverein, 1. Vorsitzender), Traugott Hopp (Rektor AWM)
In der Laudatio zur Preisverleihung an Elisabeth Buser würdigte der Leiter des zur AWM gehörenden Europäischen Instituts für Migration, Integration und Islamthemen, Yassir Eric, den Einsatz der Preisträgerin. An ihrem Beispiel zeige sich, dass Christen einen Unterschied in der Gesellschaft entgegen aller Erwartung machen könnten: „Machen wir etwas, was andere nicht machen, haben wir keine Angst davor, politisch unkorrekt zu sein. Elisabeth Buser hat den Frauen Selbstbestätigung und Annahme gegeben. Eine solche Barmherzigkeit mit Menschen auf der Flucht brauchen wir heute mehr denn je“, sagte Eric.
Der Ludwig-Krapf-Preis wird jährlich vom Förderverein der AWM vergeben. Er erinnert an den Afrika-Missionar, Sprachforscher und Geografen Ludwig Krapf (1810 bis 1881), dessen Grabstätte auf dem Alten Korntaler Friedhof liegt. Gewürdigt werden besondere akademische Leistungen der AWM-Studierenden, innovative Strategien in der interkulturellen Arbeit oder besondere Lebensleistungen. Die AWM befähigt Christen interkulturelle und theologische Kompetenzen zu entwickeln, um das Evangelium in einer vielkulturellen Welt glaubwürdig zu leben. Neben akademischen Studiengängen bietet sie Ausbildungsgänge zum Integrationsbegleiter, zum Interkulturellen Coach und zum Systemischen Organisationsentwickler an.