Innehalten - eine fast vergessene Kunst
Innehalten - eine fast vergessene Kunst
Die Ampel springt auf Rot. Ich halte an. Ungeduldig oder auch gelassen wartend – auf jeden Fall will ich bald weiterkommen. Am Abend fahre ich meinen PC runter, schalte die Lichter aus und schließe meine Bürotür zu. Ich höre auf zu arbeiten.
Anhalten oder aufhören. Das kennen wir aus dem Alltag. Wie aber steht es mit dem „Innehalten“? Innehalten – ein altes Wort. Feinsinnig benennt es die Voraussetzungen für „education to go“: aus dem Alltagsfluss heraustreten, sich selbst das Atemholen erlauben. Es braucht eine Auszeit - für einen Tag, ein Wochenende oder mehrtägige Kurse, bis hin zu einem modularen Studienprogramm.
Innehalten beschreibt darüber hinaus eine innere Bewegung: sich öffnen für das Einwirken Gottes in unser Leben. Nachdenken, Fragen zulassen, Antworten anderer hörend aufnehmen, sich orientieren, klären.
Auf dem Weg zur Arbeit – zu Fuß am Alten Friedhof in Korntal vorbei – gönne ich mir unterwegs meistens eine „Pause“, betrachte die Bäume, ein Eichhörnchen, den Himmel. Und ich suche mein Innenleben mit Gott in Verbindung zu bringen. Innehalten. Ein befreiender Augenblick.
Lehren und Lernen braucht Inhalte und Innehalten. Einen guten Impuls, gute Fragen, klärende Einsichten aus der Bibel – das sind Inhalte, die unsere Dozenten gerne einbringen. Zum Innehalten gehört: aufmerksames Hören, Bedenken, Entscheiden, Ausrichten und Aufbrechen. Wer innehält, bekommt wieder Mut, Kraft zur Entscheidung, Ausrichtung zum Weitergehen.
Im Alltag brauchen wir Momente des Innehaltens, im Leben sind Zeiten des Innehaltens wertvoll. Unseren Studenten und Seminarteilnehmern wünsche ich hier im Haus die Erfahrung des Innehaltens. Und allen anderen Lesern – heute einen bewusst erlebten Zeitraum zum Innehalten. Probieren Sie es. Es lohnt.
Ihr
Traugott Hopp