Dem Herzen Gottes folgen?
Vier Wochen, unzählige E-Mails, Chats, Telefonate mit unterschiedlichsten Mitarbeitern nach gefühlten Stunden in der Wartschleife – und das alles, um eine von mir nicht bestellte Sendung, die fälschlicherweise auf meinen Namen ausgestellt war, wieder loszuwerden und nicht auf den Kosten sitzen zu bleiben. Bis heute erfolglos.
Die Service-MitarbeiterInnen waren sich durchaus ihrer Aufgabe, für den Kunden da zu sein, bewusst. Sie waren freundlich, aber immer distanziert, haben zwischen den Zeilen deutlich gemacht, dass ich lästig bin. An keiner Stelle gab es bis heute ein: „Es tut uns leid – da ist was schief gelaufen“. Eher: „Sie haben das Produkt, wir wollen unser Geld“. Die Weiterleitungen an KollegInnen erfolgten schnellstmöglich.
Szenenwechsel: Klausurtag an der AWM – die Akademieleitung und das EIMI-Team beraten. Woher kommen wir, was haben wir gelernt, was hat sich verändert, wohin geht die Reise weiter?
Neben sehr viel Hilfsbereitschaft gegenüber Flüchtlingen in unserem Land tritt Ermüdung auf. Der Einsatz kostet Kraft, nicht immer wird der gute Wille der Helfenden auch anerkannt und wertgeschätzt. Manche Beziehungen wachsen nicht zur Freundschaft, sondern Missverständnisse belasten. Manche Migranten wollen nicht oder können nicht. Frustrationen entstehen.
Dazu kommt, dass auch in unserer Gesellschaft Ängste zunehmen, schroffe und extreme Aussagen manchmal mehr Gehör finden als bedächtige Äußerungen. Auch in Gemeinden gibt es Christen, die sich überfordert sehen und nach Grenzen suchen.
Wie finden wir einen Weg, die komplexen Situationen so zu bearbeiten, so zu kommunizieren, dass wir unseren Beitrag leisten, um gesunden Realismus und christliche Hoffnung zu verbinden? Probleme, Herausforderungen, Gefahren müssen thematisiert werden. Aber das wollen wir auf eine Art und Weise tun, die nicht Stimmung „gegen“ macht, sondern Wege nach vorne aufzeigt. Und wir wollen damit vor allem die vielen Menschen und Gemeinden unterstützen, die viel investieren an dieser Stelle und müde sind oder müde werden.
Menschen, die Christus nachfolgen, wissen, dass Gott ein Herz hat für den Schwachen, Elenden, Verfolgten, Heimatlosen, die Witwen und Waisen. Und dass damit auch unser Herz gefragt ist. Wir kennen die relevanten Aussagen der Bibel dazu. Was passiert, wenn der einzelne Christ oder eine Gemeinde vor Ort dann herausgefordert wird, dieses Wissen umzusetzen, dem Herzen Gottes zu folgen? Sie können dem Fremdling ohne Angst begegnen, weil sie in der (Ehr-)Furcht des Herrn leben.
Wie geht es wohl den Menschen, die bei uns Zuflucht und Hilfe suchen? Gibt es da Parallelen zu der eingangs beschriebenen Situation? Treffen diese Menschen inzwischen immer häufiger auch Menschen, die sie als „Problem“ betrachten, das möglichst schnell weitergereicht wird? Auch unter uns Christen? Sind wir freundlich, aber distanziert und zwischen den Zeilen kommunizierend, dass wir eigentlich nichts mit ihnen zu tun haben wollen? Das wäre nicht nur unglaublich, das wäre unheimlich!
Für uns ist klar: Wir – die AWM mit EIMI – werden weiterhin alles uns Mögliche tun, um Gott alle Ehre zu erweisen in der Art und Weise, wie wir mit Menschen, Situationen und Themen umgehen.