Am ABER festhalten

Krisen kommen, und Krisen sind irgendwann auch wieder vorbei. So wenig Einfluss wir als Einzelne vermutlich auf die großen Krisen der Weltgeschichte haben, so können wir doch unseren persönlichen Umgang mit jeder Krise bestimmen. Man sagt, jede Generation hat ihre Krise. In der jetzigen Zeit fühlt es sich so an, als ob wir von einer direkt in die nächste stolpern, ohne Zeit zu haben, mal kurz zu verschnaufen: vom Brexit über Corona bis hin zum Krieg in der Ukraine und der vermuteten wirtschaftlichen Rezession.

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Und obwohl wir rückblickend in unserem Leben schon einige kleine und große Krisen erfolgreich gemeistert haben, so fühlt sich die gegenwärtige Situation immer am schlimmsten an. In solchen Zeiten ertappe ich mich immer wieder, dass ich gerne den einfachen Weg einschlagen möchte und keine Lust und Geduld aufbringe, die Heraus-forderungen sowie Ängste, die eine Krise mit sich bringt, durchzustehen. Ich wünsche mir dann, dass der „Herr kommt“ (Maranatha). Dass er mit seinem Kommen die Krise, in der ich mich befinde, für mich meistert und ich mich bei ihm in „Ewigkeit“ ausruhen kann.

Diese Ewigkeitsperspektive ist für uns Christen nicht fiktiv, sondern wird eines Tages Realität werden. Jedoch muss ich mir immer wieder eingestehen, dass Gottes Pläne in den meisten Fällen nicht mit meinen persönlichen Plänen übereinstimmen.

Obwohl er der Allmächtige ist und es für ihn eine Kleinigkeit wäre, meine aktuelle Krise für mich zu meistern, limitiert er sich selbst und ermutigt mich, mit ihm zusammen meine Herausforderungen und Notlagen zu überwinden. Er will, dass ich in meiner Hoffnungslosigkeit ein „ABER“ setze und auf ihn schaue, so wie es der Prophet Micha getan hat: „Ich ABER will auf den Herrn schauen und harren auf den Gott meines Heils; mein Gott wird mich erhören“ (Micha 7,7). Somit wird aus meinem passiven Warten auf den Herrn ein aktives Vorangehen mit dem Herrn.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen eine erwartungsvolle Adventszeit, in der wir nicht nur Wartende sind, die erlöst werden möchten, sondern Vorangehende, die ihr Licht in die Welt tragen.

(Foto: Chris Henry / unsplash.com)

01.11.2022